Manz, Studnitzky, Pokaz Trio

Trauer um die Jazzlegende Rolf Kühn

„Rolf war so ein fantastischer, neugieriger, kreativer und hellwacher Künstler bis ins hohe Alter. So ein Gentleman und Inspirator. Wir hatten im Mai in Berlin das Debütkonzert eines neuen Projekts zusammen, das wir im Oktober in Pforzheim im Rahmen des BlackForestJazz Festival vorstellen wollten. Ich bin tieftraurig dass wir das nicht mehr realisieren konnten.“

– Sebastian Studnitzky –

Do. 06.10.2022
Einlass: 18.30 Uhr
Beginn: 19.30 Uhr
TurmQuartier Sparkasse,
Pforzheim,
Poststraße 3

Programmänderung wird noch bekanntgegeben

Das Konzert mit Rolf Kühn hätte einer der Höhepunkte des Festivals BlackForestJazz werden sollen: Am 6. Oktober wollte er auf der Bühne des TurmQuartiers der Sparkasse seine Zuhörer begeistern. Die große deutsche Jazzlegende ist am 18. August kurz vor seinem 93. Geburtstag überraschend gestorben. Sebastian Studnitzky, Sebastian Sternal und Sebastian Manz wollten am 6. Oktober ein brandneues Projekt mit Kühn in Pforzheim vorstellen, doch nun wird dieser Abend zu einer Hommage an den großen Musiker mit einem speziell erstellten Programm des aus Neuenbürg stammenden Trompeters und des renommierten Klarinettisten Manz.
Studnitzky ist es als Künstlerischen Leiter des Festivals zudem gelungen, für den zweiten Teil dieses Konzertabends ein ebenso virtuoses wie spannendes Trio zu engagieren. Das 2016 in Odessa von dem Pianisten und Komponisten Andrii Pokaz gegründete Pokaz Trio hat eine neue Welle des zeitgenössischen Jazz in der Ukraine angestoßen. Das virtuose Trio, neben Pokaz sind das der Bassist Vitaliy Fesenko und Schlagzeuger Yakov Taruntsov, verbindet erfolgreich Jazz, klassische und ethnische Musik mit elektronischen Ergänzungen. Seit 2017 ist die Band ein fester Bestandteil der führenden Jazzveranstaltungen in der Ukraine und nimmt an Jazzfestivals in ganz Europa teil.
„Das Feingefühl der Gruppe für Dynamik und der Umgang mit bluesigen Rhythmen im Wechselspiel mit subtilen Melodien zeichnen ein spannendes Bild vom Jazz in der Ukraine – und es enttäuscht nicht, sondern beeindruckt“, schreibt Friedrich Kunzmann auf der Internetplattform www.allaboutjazz.com über das 2019 erschiene Album „Kintsugi“. Allein das letzte Stück der Aufnahme zeige, „wie viele spannende musikalische Ideen Pokaz hat und wie gut er sie in einen Sound zu strukturieren vermag, der vertraut und dennoch frisch und modern wirkt“.
Er hat mit Benny Goodman, John Coltrane und Chick Corea gespielt: Rolf Kühn trat mit den Größen des Jazz auf und war selbst doch ein eher stiller Star. Nun ist der in Köln geborene Klarinettist kurz vor seinem 93. Geburtstag am 29. September in Berlin gestorben. „Rolf wird immer als der inspirierende, sanfte, innovative und jung gebliebene Künstler und Mensch in Erinnerung bleiben, der er war“, teilten Kühns Ehefrau Melanie und sein Bruder Joachim mit. „Er lebte ein erfülltes Leben, das bis zu seinem letzten Tag der Musik, der Kultur und der Freude gewidmet war.“ Kühn starb den Angaben zufolge am 18. August.
Als Sohn eines Akrobaten wurde Kühn am 29. September 1929 in Köln geboren und wuchs in Leipzig auf. Eigentlich wollte er in die Fußstapfen des Vaters treten und trainierte als Kind jeden Tag. Um die akrobatischen Nummern aufzulockern, brachte sein Vater ihm verschiedene Instrumente mit. Kühn probierte Akkordeon, Klavier, Saxofon und Hawaiigitarre aus – mit mäßiger Begeisterung. Bei der Klarinette war es dagegen „Liebe aufs erste Hören“, wie er einmal sagte.
Den Musikunterricht musste er heimlich nehmen: Seine Mutter war Jüdin, ihr Tabakladen wurde in der Pogromnacht von 1938 zerstört. Rolf Kühn durfte nicht ans Konservatorium. Während seiner klassischen Ausbildung war es eine Benny-Goodman-Platte, die ihn für den Jazz begeisterte. Als 17-Jähriger erhielt er sein erstes Engagement, 1950 begann er eine Karriere beim RIAS-Tanzorchester in Berlin. Schon als junger Künstler entwickelte er einen warmen, strahlenden Ton, den Kritiker als unverwechselbar beschrieben.
Von Berlin aus zog es ihn 1956 nach New York. Dort stellte ihn der Pianist Friedrich Gulda – ein Bekannter aus Berlin – dem Produzenten John Hammond vor, der schon mit Benny Goodman, Count Basie und Billie Holiday gearbeitet hatte. Hammond ermöglichte dem Deutschen seine erste Platte und ließ ihn mit einem neugegründeten Quartett die Ostküste entlang bis in die Südstaaten touren.
Zurück in New York, kannte er bald alle Größen der Szene und spielte in den wichtigsten Clubs. Dass ihm im naturgemäß sehr kritischen „Mutterland des Jazz“ eine solche Karriere gelang, schrieb der Klarinettist selbst einer Mischung aus „Glück und einem sehr ausgeprägten Ehrgeiz“ zu.
1962 ging es zurück nach Deutschland, wo Kühn Leiter des NDR-Fernsehorchesters wurde. Außerdem begann er, als Dirigent und Komponist zu arbeiten. Er schrieb Musiken für Film und Fernsehen und war als musikalischer Leiter verschiedener Theaterhäuser tätig.
Rolf Kühns mehr als 14 Jahre jüngerer Bruder, der Pianist Joachim Kühn, kam 1966 ebenfalls nach Westdeutschland. Seitdem traten die beiden immer wieder auch zusammen auf. „Ein Auftritt ist für mich keine Arbeit. Ich freue mich immer noch auf jedes Konzert“, sagte Kühn einmal. Drei Mal wurde er beim europäischen Jazz-Wettbewerb zum besten Klarinettisten gekürt. 2011 erhielt er den Echo für sein Lebenswerk, 2018 die German Jazz Trophy. Dpa
Das Konzert mit Rolf Kühn hätte einer der Höhepunkte des neuen Festivals BlackForestJazz werden sollen: Am 6. Oktober wollte er auf der Bühne des TurmQuartiers der Sparkasse seine Zuhörer begeistert. Wie in vielen seiner Bandformationen mit den deutlich jüngeren Musikern Sebastian Studnitzky, Sebastian Sternal und Sebastian Manz. Nun wird dieser Abend zu einer Hommage an den großen Musiker.
„Rolf war so ein fantastischer, neugieriger, kreativer und hellwacher Künstler bis ins hohe Alter. So ein Gentleman und Inspirator“, sagt der in Neuenbürg geborene Trompeter Sebastian Studnitzky. „Wir hatten im Mai in Berlin das Debütkonzert eines neuen, gemeinsamen Projekts, das wir im Oktober in Pforzheim vorstellen wollten. Ich bin tieftraurig, dass wir das nicht mehr realisieren konnten.“
Das Kommunale Kino zeigt am Donnerstag, 22. September, den Film „Brüder Kühn – Zwei Musiker spielen sich frei“. ps

Links

www.rolf-kuehn.de

Rolf Kühn Unit – Stereo (EPK)